Das „Integrierte Einzelhandelskonzept – Einzelhandelsstandort Wanne-Mitte“ der Groko ist mehr als fragwürdig. So wie es verfasst ist, kann man auf den Gedanken kommen, es steckt etwas anderes dahinter, als vorne drauf steht.
Im Einzelnen: Es soll eine Sozialstrukturanalyse erstellt werden. Erst Mitte des Jahres ist der 1. Herner Monitoringbericht veröffentlicht worden, der genau diese Daten enthält. Was zum Teufel soll dann eine erneute Erhebung.
Entweder hat man für den gerade neu erstellten Monitoringbericht das Geld zum Fenster rausgeworfen, weil er dann doch nicht nutzbar ist, oder man wirft das Geld mit der neuen Sozialstrukturanalyse zum Fenster heraus. Hinzu kommt, dass neben der Geldverschwendung, auch noch die Zeitverschwendung eine nicht zu verantwortende Gefährdung weiterer Einzelhändler bedeutet. Erst gerade macht mit Gewehr wieder ein namhaftes Geschäft in Wanne zu. Weitere werden folgen, wenn nicht schnell neue Konzepte zur Belebung der Fußgängerzone vorgestellt werden.
Zum anderen wird die Verwaltung mit dem Antrag der Groko beauftragt ergebnisoffene Handlungsempfehlungen für den Einzelhandelsstandort in Wanne vorzulegen. Wie sollen diese Handlungsempfehlungen wohl aussehen. Hätte die Groko sich etwas mehr Mühe gegeben und würden mit diesem Antrag nicht andere Ziele verfolgt, hätte sie diese selbst geben können.
Es müssen zwingend kreative zukunftsorientierte Konzepte überlegt werden, die in erster Linie von Fachleuten kommen, wie sie zum Beispiel in den Universitäten sitzen. Die können sofort angefragt oder beauftragt werden.
Da es sich neben der speziellen Situation in Wanne um grundsätzliche Herausforderungen für den Einzelhandel im Onlinezeitalter handelt, sind bestimmt schon einige Universitäten und andere Experten auf der Suche nach Lösungen für den Fortbestand von Fußgängerzonen. Wir sollten so mutig sein, uns als Pilotprojekt und Forschungsmodell anzubieten.
Als Innovation City und Ruhr Valley Standort sollten wir in Herne den Mut haben, ein wirklich innovatives Konzept für den Erhalt der Fußgängerzone in seiner jetzigen Form anzustreben.
Herr Sobieski hat sich hoffentlich nicht schon für die eventuell gewollt absehbare Ausweglosigkeit der Situation in Wanne positioniert: Dieser Prozess ist ergebnisoffen, versäumte er nicht in der Ratssitzung vom 6.10.2016 zu wiederholen. Frei nach dem Motto: Nachdem wir schon 65 Mil. Euro ohne Erfolg für den Einzelhandel investiert haben, liefern wir jetzt mit der Erhebung über die Einwohnerstruktur noch die Gründe für dieses Scheitern nach. Verkauft wird es als Versuch die Fußgängerzone und das Umfeld zu retten. Doch zu viele Anzeichen deuten darauf hin, dass die Politik der Groko nur nach einem Grund sucht, Wanne endgültig abzuschreiben. Frei nach dem Motto: Wir haben ja alles versucht.
Vielleicht soll außerdem darüber hinweggetäuscht werden, dass man mit der Ansiedlung von Kaufland am entferntesten Ende der Fußgängerzone selbst einen großen Beitrag zum Niedergang der Wanner City geleistet hat!
Ähnlich entlarvend war die Aussage von Herrn Schlüter, dass man nach der Studie sehen könnte, inwieweit die Wanner Innenstadt für den Verkehr geöffnet werden könnte. Also geht es doch darum die Fußgängerzone in Ihrer jetzigen Form aufzugeben. Ob am Ende nicht die ganze dann ehemalige Fußgängerzone für den Verkehr geöffnet wird, bleibt abzuwarten und lässt größte Befürchtungen aufkommen.
Wir sollten es den Wannern schuldig sein, für Ihre Fußgängerzone zu kämpfen. Das vorgelegte Konzept wird die Frage erlauben, ob wir uns zwei große Fußgängerzonen in unserer Stadt leisten können. Ich hätte mir von den Altparteien mehr Kreativität und Kampfgeist gewünscht. Doch es scheinen andere Absichten hinter diesem Antrag zu stehen. Ich hoffe, dies ist nicht der Fall.
In der Begründung des Antrags steht, „dass Radfahrer trotz geringerer Ausgaben pro Einkauf aber einer höheren Einkaufs-Häufigkeit pro Woche mehr Ausgaben tätigen als zum Beispiel Autofahrer.“ Wenn man das doch schon weiß, warum öffnet man dann die Fußgängerzone nicht direkt für den Radverkehr? Auf was wartet man noch, warum diese elende Verzögerungstaktik mit diesem ganzen Antrag? Fragen über Fragen.