Vision für Herne

Nur wenn wir wissen, wo wir hin wollen, können wir die Weichen so stellen, dass wir auch den richtigen Weg zu unserem Ziel einschlagen: Herne als Stadt mit Anziehungskraft.

Wenn man nach Herne kommt, wird man von einer bunten, farbenfrohen, freundlichen Stadt überrascht. Herne ist bunt, schon auf den ersten Blick. So viel Farbe an vielen Fassaden, den meisten Wänden, sämtlichen Mauern, vor allem unter den Unterführungen, selbst die Lichtmasten sind bunt gestrichen. Was für ein farbenfroher, freundlicher Anblick, was drückt das für eine Lebensfreude aus!

Egal wo man herkommt, an Herne fährt man nicht vorbei, ohne einmal abgefahren zu sein. Herne ist ein Erlebnis, Herne muss man in seiner Farbenpracht gesehen haben.

Herne als Studentenstadt ist weltoffen wie seine Lage, mitten im Revier, mitten in Europa. Und Herne als Seniorenstadt, die demografische Entwicklung vorwegnehmend, wo vor Ort die beste Versorgung gesichert ist und wo an ein Leben im Alter an alles gedacht ist.

Von Herne ist die Uni Bochum in 20 Minuten mit der U 35 sehr gut zu erreichen. Die Uni Dortmund mit der S-Bahn-Linie 2 ebenfalls, genauso wie die Essener Uni. Die Westfälische Hochschule in Gelsenkirchen und Recklinghausen gehören ebenso zu unserem unmittelbaren Einzugsgebiet. Herne macht noch noch zu wenig aus dieser Universitätsdichte. Überall wird günstiger Wohnraum gerade auch für Studenten knapp. Und in Herne gibt es diesen günstigen Wohnraum. Junge Studenten bringen frischen Wind in die Stadt, sorgen für eine lebendige Szene.

Studenten sind eine konsumfreudige Zielgruppe. Sie sind offen für neue Produkte und sind freizeit- und lifestyleorientiert. Sie sind Meinungsbildner, Trendsetter und Multiplikatoren, dazu mit überdurchschnittlichen Gehaltsaussichten. Studenten sind während des Studiums auf der Suche nach Jobs, Praktika und dem zukünftigen Arbeitgeber. Zudem werden ihre Kaufgewohnheiten in der Studienzeit geprägt.

Auf der anderen Seite leben in Herne überdurchschnittlich viele alte Menschen. Und in kaum einer anderen Stadt ist die medizinische Versorgung so gut gewährleistet wie in Herne. Angefangen bei der Anzahl der Krankenhäuser, über Versorgungseinrichtungen, bis hin zum neuen Rheumazentrum. Eine gute Gesundheitsversorgung wird im Alter immer wichtiger. Man bleibt in gewohnter Umgebung und die sozialen Beziehungen bleiben erhalten.

Herne soll trotz einer der größten Bevölkerungsdichten in Deutschland eine lebenswerte Stadt bleiben. Dafür ist es wichtig freie Flächen zu erhalten und für die Nah- oder Vorort-Erholung nutzbar zu machen. Abreißen und neu bauen, wo es Sinn macht, ohne den Denkmalschutz zu umgehen. Lieber unattraktive und leerstehende Gebäude ersetzen, anstatt wertvolle, im Namen der Erholung unbebaute Flächen ohne Sinn und Verstand zu verhökern.

Bisher wird jeder freie Fleck in Herne zubetoniert, größere Flächen durch Gewerbe, kleinere für Eigenheime – Reiheneigenheime auf kleinstem Raum. Macht das Sinn? Mit der Zeit kommen immer mehr Gebäude in die Jahre. Es ist wesentlich zielführender kreativ in der Frage zu sein, wie man Ersatzbebauung fördert, anstatt in der Frage, wie man Ersatz für Grün schafft. In einer Stadt wie Herne müssen wir für jeden grünen Quadratmeter dankbar sein.

Wäre es so abwegig, im Herner Zentrum im alten Stadtwerkehaus oder im alten Hertiehaus Studentenwohnungen anzubieten? Im Erdgeschoss können sich neue Geschäfte, Gastronomie und Szenekneipen etablieren und der Robert-Brauner-Platz würde den Pulsschlag der City bestimmen. Die untere Bahnhofstraße bis zum Bahnhof würde wieder aufleben.

Als Ergebnis einer Umfrage wurde festgestellt, dass die Herner Bürger sich mehr Außengastronomie wünschen. In einer jungen Stadt würden solche Angebote besser angenommen und die Attraktivität und damit das Angebot der Herner City steigen.

Oder was geht noch in der Herner Fußgängerzone? Kann dort der schon vorhandene ausgewiesene Mittelstreifen nicht als Fahrradweg genutzt werden? In welcher Fußgängerzone in Deutschland gibt es so etwas schon? Die drei Hindernisse können markiert und umfahren werden oder kommen ganz weg, die Voraussetzungen sind doch wie geschaffen. Die erste Stadt in Deutschland mit einer Fußgänger-und seperaten Fahrradfahrerzone. Der Übersichtlichkeit halber als Fahrradeinbahnstraße, parallel dazu bietet sich die wenig befahrene Schulstraße ideal als Rückweg an. Welcher überzeugte Fahrradfahrer würde Herne mit seiner Fahrradfahrerzone nicht zum Einkauf besuchen und zusätzliche Kaufkraft mitbringen.

Und was ist mit dem Prachtbau Akademie Mont-Cenis. Die Akademie könnte über bestimmte Angebote als Ausflugsziel wesentlich interessanter gestaltet werden. Was nützt solch ein Vorzeigeprojekt, wenn ein entsprechendes tägliches Angebot fehlt? Ausstellungen, Installationen, Märkte – alles besser als nichts. (Nachtrag vom 19.02.2015: Im Radio wurde heute verkündet, dass montags in der Akademie Veranstaltungen stattfinden sollen. Immerhin ein erster Schritt.)

Nur 80 % der Kaufkraft bleiben in Herne, 20 % der Kaufkraft wandern ab, damit hat Herne einen sehr schlechten Wert. Es gibt Städte, die Kaufkraft anziehen und über 100  % liegen. Das sollte auch für Herne mit seiner zentralen Lage gelten. Mit etwas Mut und Kreativität ist das zu schaffen. Mit einer Vision wie dieser könnte Herne sein Image deutlich verbessern.

Künstlerviertel

Das KHAUS ist ein exzellentes Beispiel, dass man mit Mut, Entschlossenheit und vereinten Kräften eine Menge bewegen kann. Nehmen wir an, das KHAUS sei nur der Anfang einer Künstlermeile. Die nördliche Fußgängerzone in Wanne wird von Kreativen beherrscht, von Künstlern, Kunsthandwerkern, Kulturschaffenden, Galeristen, Dekorateuren, Fotografen und Mediengestaltern aller Art.

Die Mozartstraße war früher die erste überdachte Fußgängerzone in Deutschland. Hätte es nicht seinen Reiz, diese Überdachung wieder herzustellen? Die Fassaden sind nach wie vor sehenswert. Leider wirkt die nördliche Wanner Fußgängerzone und damit die Mozartstraße nicht sehr einladend. Doch das lässt sich ändern. Die nördliche Wanner Fußgängerzone als eine große Ausstellung. Zugegeben, es gehört viel Fantasie dazu, aber die braucht es, um etwas besonderes mit Anziehungskraft zu erschaffen: Die City von Wanne-Eickel wie der Place du Tertre in Montmartre. In der Übertreibung liegt die Verdeutlichung.

In diesem Bereich gibt es sehr viele Leerstände. Das KHAUS hat gezeigt, wie es geht. Wenn wir diese Idee weiterdenken, brauchen wir Investoren, Sponsoren, Paten, Förderer, Unterstützer für jedes dieser leerstehenden Ladenlokale.

Dass das KHAUS vorübergehend finanziert wird, ist toll. Doch es bedarf weiterer Anstrengungen, wenn dieses Projekt nicht gefährdet werden soll.

Vielleicht macht es Sinn, dieses Kreativ-Quartier direkt zusammen mit den umliegenden Leerständen zu betrachten und diese in die Förderung einzubeziehen.

Schreibe einen Kommentar